Mankell über Mankell
Bild: Paul Zsolnay Verlag
Kirsten Jacobsen
Mankell über Mankell
Kurt Wallander steht im Telefonbuch. Jedenfalls hat ihn dort Henning Mankell gefunden. Das war im Mai 1989. Zu diesem Zeitpunkt war die Schriftstellerkarriere Mankells schon zwei Jahrzehnte alt. Man tut also gut daran, Mankells nicht auf seine berühmteste Romanfigur, den leicht verschrobenen, alternden Kommissar Kurt Wallander aus dem schonischen Städtchen Ystad zu reduzieren.
Am 3. März 1948 wird Henning Mankell in Stockholm geboren, ein Jahr später verlässt die Mutter die Familie und Mankells Vater Ivar, ein Jurist, zieht mit seinen drei Kindern ins mittelschwedische Sveg, wo er eine Stelle als Richter annimmt. Hier hat Henning Mankells Interesse für ferne Länder seinen Ursprung. Schon als Sechsjähriger liest er Defoe und Hemingway; der durch Sveg fließende Fluss Ljusan wird in der Fantasie zu Sambesi, Kongo und Amazonas, die flussabwärts treibenden Baumstämme zu Krokodilen.
Mankell hat in Norwegen gelebt, in verschiedenen afrikanischen Ländern, auf Fårö, wo er sich täglich mit seinem Schwiegervater Ingmar Bergman traf, hat ein Haus im südfranzösischen Antibes, aber einen Großteil des Jahres verbringt er in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo. Mankell lebt „mit einem Fuß im Schnee, mit dem andern im Sand“ wie er selbst sagt.
In Maputo widmet er sich mit großer Leidenschaft dem Teatro Avenida. Als Inspiration für seine Theaterarbeit nennt Mankell große Stücke wie „Macbeth“ oder „Medea“.
Die Dänin Kirsten Jacobsen hat Henning Mankell ein Jahr lang in vielen Gesprächen zu seinem Leben, seiner Arbeit und Inspiration befragt und in Interviewteilen und Beschreibungen ein Kaleidoskop eines theaterbegeisterten Geschichtenerzählers geschaffen, dem politische und gesellschaftliche Fragen überaus wichtig sind. Wohin steuert unsere Gesellschaft? Wie steht es um die Demokratie? Diese Fragen tauchen immer wieder auch in seinen Büchern auf. Was treibt den Menschen an? Wie tief sind seine Abgründe?
Zudem kommen interessante Persönlichkeiten zu Wort, denen Mankell in seinem Leben begegnet ist – unter anderem Desmond Tutu und der Wallander-Darsteller Kenneth Branagh.
Ein hochinteressantes Buch für alle – vor allem natürlich für diejenigen, denen beim Namen Henning Mankell doch wieder in erster Linie Kurt Wallander und Ystad einfallen.
Verlag: Paul Zsolnay Verlag
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Veröffentlicht: 4.11.2013
ISBN-10: 3552056408
ISBN-13: 978-3552056404