Die Menschheit Hat Den Verstand Verloren – Tagebücher 1939-1945
Bild: Ullstein Verlag
Astrid Lindgren
Die Menschheit Hat Den Verstand Verloren – Tagebücher 1939-1945
Schweden – das ist für die meisten Deutschen noch immer Bullerby- und Lönnebergaidyll, das sind Pippi Langstrumpf und Astrid Lindgren. Das sind nicht die Jahre 1939 - 1945, das ist nicht der Zweite Weltkrieg. Oder doch? Dreizehn Jahre nach dem Tod der Autorin erschienen im Ullstein Verlag ihre Kriegstagebücher unter dem ebenso treffenden wie Lindgren-typischen Titel
„Die Menschheit Hat Den Verstand Verloren – Tagebücher 1939 - 1945“.
Am 1. September 1939, dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen, beginnt Astrid Lindgren ihre Aufzeichnungen mit den Sätzen „Heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben.“ Hier schreibt eine zu Beginn des Krieges 32 Jahre alte Schwedin, verheiratet, Mutter zweier Kinder, Sekretärin in Stockholm wie sie den Krieg erlebt, der sechs Jahre lang um sie herum tobt. Astrid Lindgren ist noch nicht die berühmte Schriftstellerin späterer Jahrzehnte auch wenn die bekannte Episode, in der die siebenjährige Karin ihre Mutter bittet, ihr von Pippi Langstrumpf zu erzählen genau in diese Kriegsjahre fällt.
Lindgren beschreibt akribisch, was um sie herum auf dem europäischen Kontinent, später auch im Rest der Welt, geschieht. Ihre besondere Sorge gilt dabei den Nachbarländern Finnland, Norwegen und Dänemark, zu Beginn auch immer in der Angst, Schweden könne in den Krieg hineingezogen werden. Es wird es nicht, auch wenn die Rationalisierung von Lebensmitteln oder Fahrverbote für private PKW direkten Einfluss haben auf den schwedischen Alltag. Ihre eigenen Aufzeichnungen, Berichte über ihren Alltag und ihre Sichtweise der Kriegsereignisse unterstreicht Astrid Lindgren mit Zeitungsausschnitten und Abschriften von Briefen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit in der Abteilung für Briefzensur des schwedischen Nachrichtendienstes auf landeskritische Inhalte prüfen soll.
Die deutsche Ausgabe enthält zahlreiche Fotografien und Abdrucke von Tagebuchseiten, ein ausführliches Personenregister und ein lesenswertes Nachwort der Lindgren-Tochter und Pippi-Erfinderin Karin Nyman.
Gerade für den deutschen Leser bieten die Tagebücher hochinteressante Einblicke in die Empfindungen einer jungen Schwedin und somit einen völlig anderen Blick auf die Kriegsereignisse. Ein Muss für all jene, die sich für Astrid Lindgren auch jenseits von roten Holzhäuschen und småländischem Ferienidyll interessieren und ein sehr lesenswertes Zeitdokument der Jahre 1939-1945.
Verlag: Ullstein
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Erscheinungsdatum: 25. September 2015
ISBN-10: 3550081219
ISBN-13: 978-3550081217
Originaltitel: Krigsdagböcker 1939–1945
Genre: Biografie, Geschichte