Tsumu – Where Do You Go With Your Dreams
64. Nordische Filmtage Lübeck 2022
Kasper Kiertzner, der Regisseur von „Tsumu – Where Do You Go With Your Dreams“ ist noch Lehramtstudent in Kopenhagen als nach Ostgrönland reist, um im Rahmen seines Studiums in dem kleinen Ort Tasiilaq zwei Monate an der örtlichen Schule zu unterrichten. Er trifft auf Lars, Eino, und ihre Freunde und beschließt mit ihnen zusammen einen Film zu machen, der mehr zeigen soll als die Probleme, für die Grönland überall in der Welt bekannt ist. Eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Suiziden, Alkoholismus, sexuelle Gewalt, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Wie Jugendliche überall auf der Welt, begeistern sich Lars und Eino für Popmusik, feiern Partys, suchen nach der eigenen sexuellen Identität, hängen mit Freunden ab und können sich doch den Problemen der grönländischen Gesellschaft nicht entziehen.
Als sich Lars' Schwester das Leben nimmt und drei kleine Kinder zurück lässt sieht sich Lars neben der Trauer mit der Sorge um seine Neffen und die kleine Nichte Camilla konfrontiert, mit deren Erziehung seine alkoholkranke Mutter überfordert ist. Er hat die Möglichkeit, eine weiterführende Schule an der Westküste zu besuchen und ist getrieben von der Frage, bleiben, um sich um die drei Kleinen zu kümmern oder gehen und seinen eigenen Träumen folgen?
Seinen Freund Eino treiben ähnliche Probleme um. In Tasiilaq leitet er mit viel Herzblut eine Theatergruppe für die Kinder und Jugendlichen des Ortes, die ihnen Halt gibt und Selbstvertrauen vermittelt. Er könnte eine Schule in Nuuk besuchen und verzweifelt an der Frage, ob er seine Freunde im Stich lassen darf.
Kasper Kiertzner wollte einen Film mit und nicht über die Jugendlichen machen und so haben Lars und Eino viele Sequenzen selbst gefilmt, ist der Film ganz nah an den Jugendlichen. Vor allem Lars und Eino wachsen einem im Laufe des Films regelrecht ans Herz, so dass denn auch eine Zuschauerin beim anschließenden Q&A mit dem jungen dänischen Regisseur fragt, wie es den beiden inzwischen ergangen ist. Kasper Kiertzner richtet Grüße ans Lübecker Kinopublikum aus und erzählt, dass der Film bereits eine Auszeichnung auf einem grönländischen Filmfestival erhalten hat.
Ein sehr sehenswerter Film, der den Horizont weitet, der zeigt, dass uns alle, wo auch immer auf dem Planeten, mehr verbindet als trennt und der vor allem zeigt, zu wieviel Empathie und Mitgefühl auch junge Menschen fähig sind, deren Leben offenbar größeren Problemen ausgesetzt ist als Jugendlichen in Kopenhagen oder Hamburg.
Für den, der den Film gesehen hat, ist Tasiilaq nun kein unbekannter Fleck mehr auf der Landkarte.