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Nordische Filmtage 2019

Cannes? Berlin? Lübeck! - Die 61. Nordischen Filmtage

Nordische Filmtage 2019

Eigentlich, so die Meinung vieler Lübecker, starten die Nordischen Filmtage bereits am Vorverkaufssamstag, gut eine Woche vor dem eigentlichen Festivalstart, denn dann heißt es schon früh am Morgen: Warteschlangen-Party! Wer das durchaus oft instabile norddeutsche Wetter Ende Oktober nicht scheut, reiht sich schon Stunden vor Beginn des Vorverkaufs um 15:00 Uhr mit Campingsessel und Thermoskanne in die Warteschlang vor der Stadthalle.

„Wissen Sie, was da los ist?“ fragt eine junge Frau und nickt zur Antwort. „Ach ja, klar.“

Vor dem Eingang zum Kino sitzt eine Gruppe junger Leute in Campingsesseln. Er sei der erste gewesen, erzählt einer. Seit 6:55 Ist er da, die nächste, eine ältere Dame, kam um 7:40 Uhr. Jetzt um 12:30 stehen ca. 60 Personen in der Schlange vor dem Kino. Es ist trocken und sonnig, die Stimmung ist bestens. Man tauscht sich aus über das diesjährige Programm und freut sich gemeinsam auf die 61. Nordischen Filmtage.

Bereits seit 1956 gibt es das Festival, das seinerzeit vom Filmclub Lübeck ins Leben gerufen wurde und heute zu den traditionsreichsten Festivals weltweit gehört.

Es ist das kulturelle Ereignis im Lübecker Jahr und sogar das zweitgrößte in Schleswig-Holstein gleich nach dem Schleswig-Holstein Musikfestival. Und das mit einer immensen internationalen Strahlkraft. Regelmäßig kommen internationale Größen der Filmbranche von vor und hinter der Kamera nach Lübeck. In diesem Jahr war das unter anderem Ingvar Sigurðsson, einem breiten Publikum aus der isländischen Krimiserie „Trapped“ bekannt. Sigurðsson spielt die Hauptrolle in „Hvítur, Hvítur Dagur“ („Weißer, weißer Tag“), der mit dem NDR Filmpreis ausgezeichnet wurde. Auch Mika Kaurismäki war erfolgreich. Seinen liebevollen ruhigen Film „Mestari Cheng“ („Meister Cheng“) zeichneten die Festivalbesucher mit dem Publikumspreis aus.
Aber in Lübeck werden nicht nur die Großen ihrer Zunft herzlich empfangen. Breite Aufmerksamkeit gilt auch und vor allem den Debütanten. In diesem Jahr ist hier vor allem Ulaa Salims „Danmarks Sønner“ („Sons of Denmark“) zu nennen. Ein Polit-Thriller zwischen Rechtsradikalismus und islamistischem Fanatismus.

Sehenswert sind jedes Jahr die Kurzfilme angehender Filmemacher, denn den Nordischen Filmtagen liegt viel am Nachwuchs. Viele Filme finden zudem einen Verleiher, gerade weil sie auf den nordischen Filmtagen gezeigt werden.
Neben aktuellen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen und einer umfangreichen Kinder- und Jugendfilmsparte aus  Nordeuropa gibt es eine Retrospektive zu einem bestimmten Thema oder Genre sowie das Filmforum, das Produktionen mit Bezug zu Schleswig-Holstein und Hamburg zeigt.
Seit 2016 gibt es zudem jedes Jahr ein Fulldome-Kino auf dem Klingenberg, das 360°-Filme zeigt.
Mit 36.000 Zuschauern erreichte das Festival die gleichen Besucherzahlen wie zum 60. Jubiläum 2018.

Zum Schluss noch meine persönlichen Empfehlungen, soweit sie noch nicht erwähnt wurden:

“Undtagelsen” (“Ausnahme”), Dänemark 2019, in einer Hauptrolle Sidse Babett Knudsen („Borgen“)

„Om det Oändliga“ („Über die Unendlichkeit“), Schweden 2019 des bekannten schwedischen Regisseurs Roy Andersson

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