Nackt unter Wölfen
Begegnungen mit Armin Müller-Stahl
Nackt unter Wölfen
Begegnungen mit Armin Müller-Stahl
Am 15. Juni 2021 wurde die Ausstellung „Armin Mueller-Stahl – Nacht und Tag auf der Erde“, die noch bis zum 3. Oktober in der Kunsthalle St. Annen in Lübeck zu sehen ist, eröffnet.
Begleitend zur Ausstellung haben die Nordischen Filmtage in Kooperation mit den Lübecker Museen nun den Film "Nackt unter Wölfen" von Frank Beyer (DDR 1962) gezeigt
Es war mein zweiter Besuch im Kino nach dem Shutdown und der erste in der Stadthalle Lübeck seit den Nordischen Filmtagen 2019.
Im riesigen Kino 3, sonst während der nordischen Filmtage bis zum letzten Platz besetzt, saßen etwa 50 Zuschauer, darunter eine Gruppe Schülerinnen und Schüler vom Katharineum. Alle freiwillig da wie ihre Lehrerin betonte, schließlich hatten in der Woche zuvor die Sommerferien begonnen.
Der Film "Nackt unter Wölfen" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bruno Apitz, der acht Jahre im KZ Buchenwald verbrachte und wurde 1962 vom VEB DEFA-Studio für Spielfilme Babelsberg realisiert.
Das KZ Buchenwald im Februar 1945, wenige Wochen vor der Befreiung. Der Pole Jankowski kommt mit einem Transport ins KZ Buchenwald. Er hat einen Koffer bei sich, den er nicht aus der Hand geben will. Die in der Effektenkammer arbeitenden Häftlinge Pippig und Höfel (Armin Müller-Stahl) entdecken in dem Koffer ein etwa dreijähriges Kind. Das Kind im Lager zu verstecken, ist nicht nur schwierig, es gefährdet auch das Leben und die Arbeit des Internationalen Lagerkomitees, einer illegalen Widerstandsgruppe, zu der sich ein Teil der Häftlinge zusammengeschlossen hat.
Daher wird schweren Herzens beschlossen, das Kind dem Polen mitzugeben, der für einen Transport in ein Vernichtungslager vorgesehen ist. Der Lagerälteste, Walter Krämer, lässt das nicht zu. Das Kind wird in der Effektenkammer, später in einer Krankenbaracke und in einem Schweinekolben versteckt.
Die Häftlinge Höfel und Kropinski werden wochenlang schwer gefoltert, da die Lagerleitung von dem Kind erfahren hat und hofft, auf diese Weise auch an die Widerstandsgruppe heranzukommen. Sie überstehen die Folter, ohne ihre Mitgefangenen zu verraten. Auch der Häftling Pippig schweigt. Er stirbt an den Folgen der Folter. Der Häftling Rose wird aus Angst zum Verräter, der Häftling Wurach lässt sich von der SS zu Spitzeldiensten missbrauchen.
Im Unklaren über die Nähe der Front müssen die Häftlinge immer wieder abwägen zwischen dem Schutz des Einzelnen und der Verantwortung für die Gesamtheit der 50.000 Häftlinge. Als die Alliierten im April 1945 schließlich nahe genug sind, befreien die Häftlinge das Lager selbst mit Waffen, die sie heimlich aufbewahrt hatten. Die Lagerleitung flieht.
Nach dem Film war es im Kinosaal totenstill. Auf der Leinwand erschien nun der von zu Hause zugeschaltete Armin Müller-Stahl. Das Publikum stand noch unter dem Einfluss des Gesehenen und so gab es nur wenige Fragen. Armin Müller-Stahl berichtete von den Dreharbeiten im KZ Buchenwald und wie nach Jahren ein junger Mann an seiner Tür klingelte und sich als der Darsteller des Kindes aus dem Film entpuppte.
Irgendwann in naher Zukunft, wenn die Zeitzeugen nicht mehr leben, werden es auch solche Spielfilme sein, die an ihre Stelle treten müssen, die die nachfolgenden Generationen über das Geschehene aufklären müssen, die ihnen klarmachen müssen, dass niemand von ihnen Schuld an der Vergangenheit hat aber wir alle miteinander Verantwortung für die Zukunft.